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Rubinrote Zeit
Erinnerst du dich, wie es war,
als du zum ersten Mal geblutet hast?


Frauen aus vier Generationen erzählen
vom Beginn ihrer Menstruation

Julia Becket (Hrsg.)


Kart.; 2. Auflage, aktualisiert, 2023
Buch
9783938580820 / € 10,90
epub 9783938580929 / € 7,00

epub-Leseprobe


ab 15.09.2023 im Buchhandel erhältlich


"... ich wünsche dir, dass du mit deiner beginnenden Blutung mehr und mehr dein Leben als etwas Fließendes und Kraftvolles verstehen lernst und stolz darauf bist damit beschenkt und eine Frau zu sein."

Ursprünglich zur Initiation ihrer eigenen Tochter gedacht, hat Julia Becket mehr als 30 Frauen erzählen lassen, wie es war, als sie zum ersten Mal bluteten. Daraus entstand eine Sammlung lebendiger Erinnerungen aus vier Frauengenerationen an die Zeit der ersten Regel. Sehr persönliche Bekenntnisse zum Frauwerden, die von dem sich wandelnden Selbstverständnis während der vergangenen acht Jahrzehnte erzählen und darüber, wie frau sich behalf, bevor der Tampon und der Begriff „Damenhygiene“ erfunden waren.



 
  ... Die meisten Berichte sind eingetroffen. Junge Frauen haben erzählt, wie es ihnen erging. Ich selbst erinnere mich nicht an Gespräche übers bevorstehende Bluten, aber es hat lange, fast schon ritualisierte Küchengespräche mit meiner Mutter gegeben, in denen sie offen war für alle möglichen intimen und sachlichen Fragen, was Körper und Körperlichkeit anging. Das hab ich sehr genossen, diese Zeit und diesen Raum zu haben.

Auch an ein Gespräch mit meiner Oma mütterlicherseits erinnere ich mich. Sie war sehr aufgeschlossen. Freudig interessiert und mit großen Augen fragte sie mich, ob es denn jetzt auch so sei, dass über diese körperlichen Veränderungen geredet würde. Sie selbst hatte 5 Schwestern, aber es seien nicht die Zeiten gewesen, offen darüber zu sprechen. Sie auf jeden Fall begrüße es, dass dies jetzt möglich sei und würde sich freuen, mit mir im Kontakt zu bleiben. Sie war es auch, die mich beruhigte, dass es ganz normal sei, dass meine Brüste unterschiedlich stark wuchsen. Bei ihr sei das auch so gewesen. Über diesen engen mütterlichen und großmütterlichen Rahmen hinaus gab es jedoch wenig Selbstverständlichkeit.


WIRSTE JETZT ALLE VIER WOCHEN HABEN

Ich bin heute 88 Jahre alt und als ich Kind war, in den zwanziger Jahren, da sprach man über »so was« nicht. Ich wusste trotzdem schon, was da auf mich zukommt - von der Schule her. Als wir dreizehn, vierzehn waren, da fing das mit der Turnstunde an, dass sich dann jemand setzen mußte und nicht mitmachen konnte. Und dann fragte man natürlich: »Nanu?«, »Warum?«
Auf die Art hat sich eben herausgestellt, was da vor sich geht. Auf die Art bin ich aufgeklärt worden, nicht durch meine Mutter.

An das erste Mal kann ich mich sogar gut erinnern. Ich war so dreizehn, vierzehn vielleicht, als ich am Morgen aufwachte und etwas Komisches, »Dunkles« in meinem Bett fand. Erschrocken bin ich nicht, weil ich ja innerlich darauf vorbereitet war, dass es irgendwann kommt. Meine Mutter sagte nur: »Also, das wirste jetzt alle vier Wochen haben, und das ist nicht weiter schlimm, das haben alle Frauen «. Naja, so fing es an. … Meine Mutter hatte die Binden selbst genäht aus einem etwas wolligen Stoff. Kurz darauf kamen aber die anderen, die normalen Binden, da sind wir dann umgestiegen. Aber am Anfang hatte ich die selbst genähten. …
Die Tage zu haben, das war mir immer lästig, weil ich Fahrschülerin war und stets Angst hatte, es könnte ja mal irgendwas passieren - dass man irgendwas sieht und so. … Peinliches ist mir aber nicht passiert. Ich war immer sehr doll verpackt. …
Frau Dr. T., 88 Jahre

Die Herausgeberin und Mitautorin Julia Becket, Jahrgang 1965, ist als freiberufliche Hebamme im schwäbischen Raum tätig.
Beginn der Menstruation Ein Grund zum feiern! Eine Anleitung für Mütter und Töchter (PDF).